Reportage eines Synagogenbesuchs des ev. 10er Religionskurses


Am 17.12.2024 hat sich der evangelische 10er Religionskurs von Frau Bender auf den Weg zur Synagoge nach Münster gemacht. Die Schülerinnen und Schüler hatten davor bereits mehrere Stunden das Thema Judentum im Unterricht behandelt und wollten nun genauer erfahren, wie eine Synagoge aussieht und welche Bedeutungen sie überhaupt hat.
Malin Schmitz und Lilly Völker berichten ausführlich über ihren besonderen Einblick in das Glaubenshaus der jüdischen Gemeinde in Münster.
Vom Münster Hauptbahnhof zur Synagoge dauert es ca. 8 Minuten zu Fuß, die Entfernung ist überhaupt nicht weit. Nach der Ankunft, durften die Schüler als aller erstes die Synagoge von außen betrachten, dabei fallt ihnen auf, dass sich vor der Synagoge zwei Polizei Autos befinden. Diese sorgen für Schutz und Sicherheit der Synagoge, was sehr bedrückend ist. Als die Schüler die Synagoge von innen betraten, wurden sie herzlich von Frau Stockmeier, die Leiterin der Synagoge begrüßt. Schon direkt nach unserer Ankunft, erzählte die Betreuerin der Synagoge etwas über die jüdische Gemeinde.
Die alte Synagoge, die vorher am selben Ort stand, wurde in der Reichspogromnacht zerstört, daraufhin wurde ein Nachfolgebau am 21. März 1961 eingeweiht. In einem Bilderrahmen war ein Stück einer Thorarolle zu sehen. Das Besondere daran ist, dass sie aus dem Feuer der Synagoge in Borghorst während der Reichspogromnacht gerettet wurde und später anonym übergeben wurde. In dem Raum konnte man ebenfalls einen jüdischen Grabstein entdecken, der Grabstein war beschriftet mit jüdischen Buchstaben, er ist ein Erinnerungsstück und ist auch dafür da, die jüdische Geschichte zu bewahren. Es wurde uns außerdem noch eine Gedenktafel gezeigt, von den Namen der gefallenen Person aus dem ersten Weltkrieg. Auffällig bei der Gedenktafel war, dass die meisten Namen sich davon Deutsch anhörten, da viele Juden Assimilation (sich anpassen) als einzigen Weg sahen, sich in die Gesellschaft zu Integrieren.
Weiterhin hat die Betreuerin uns noch erzählt, dass Juden kein Schweinefleisch essen, da Schweine keine Wiederkäuer sind und deshalb nicht koscher sind. (koscher= was nach den Regeln der Tora gegessen werden darf.) Meerestiere sollten Flossen und Schuppen haben, um gegessen werden zu dürfen. Außerdem waschen Juden immer ihre Hände.
Nach dem uns Frau Stockmeier darüber aufgeklärt hat, haben wir den Betsaal betreten. Zu beachten ist aber, dass die Jungen sich als aller erstes eine sogenannte Kippa aufsetzten, die dafür geeignet ist, den Kopf zu bedecken. Als wir den Betsaal betreten haben, durften wir uns erstmal hinsetzen. Im ersten Augenblick sah der Betsaal aus wie eine Kirche. Aber ein paar Unterschiede gibt es jedoch schon, zum Beispiel gibt es in dem Betsaal einer Synagoge keine Orgel.
In dem Betsaal der Synagoge werden viele schöne Melodien gesungen, Instrumente außer das Schofarhorn werden nicht genutzt. Das Schofarhorn wird aus dem Horn eines Widders hergestellt und wird oft an besonderen Feiertagen der Juden genutzt. Alle Betsäle sind Richtung Jerusalem ausgerichtet, da sich in Jerusalem die Klagemauer (ein alter Rest des Tempels) befindet. Die vielen siebenarmigen Leuchter (Menora) waren auch nicht zu übersehen, in der Regel leuchteten alle sieben Lichter im Heiligen Tempel, weshalb im Betsaal der Synagoge lediglich sechs leuchten, da es nur einen heiligen Tempel gibt. Die Betreuerin hat uns ebenfalls noch erklärt, dass die Zahl 613 sehr wichtig im Judentum ist, da es die insgesamte Anzahl der Gebote ist.
Außerdem hat uns Frau Stockmeier noch erzählt, dass in vielen Betsälen einer Synagoge, oft die Geschlechter getrennt werden. Die Männer sitzen oft in der unteren Etage und die Frauen in der oberen. Die Geschlechter Trennung ist in einer Synagoge so, da die Männer dort mehr tun müssen, als die Frauen. Die Frauen haben die Erlaubnis, zur Messe später zu kommen oder auch die Messe früher zu verlassen. Ansonsten haben wir mit der Betreuerin noch besprochen, welche 10 Gebote es für die Juden gibt, diese sind wie in dem Christentum sehr ähnlich.
Danach hat sie uns aufgefordert aufzustehen und zur Empore zu kommen. Auf der sogenannten Bima (im Christentum der Altar) lagen mehrere Torarollen. Auf der Bima wird die Tora vorgelesen und einige Gebete gesprochen. Uns wurde erzählt, dass viele Torarollen sehr heilig sind und man sie deshalb nicht anfassen darf. Thorarollen sind sehr teuer, sie werden elegant, mit besonderer Tinte geschrieben und sie werden zusammen genäht mit Fäden von Tieren. Zu bedenken ist auch, dass das Papier der Thorarollen aus Pergament besteht. Die Betreuerin hat uns ebenfalls auch das Gebetsbuch der Juden gezeigt. Das Gebetsbuch ist in Althebräisch geschrieben und wird meistens aber auch in deutschen Buchstaben übersetzt oder auch auf Russisch, da die meisten Juden inzwischen aus der Sowjetunion kommen. Außerdem hat uns die Dame noch ein Tuch gezeigt, welches Tallit genannt wird. Dieses Tuch legen sich die Männer um und es hat an den Seiten genau 613 Fäden.
Am Ende im Betsaal, hat uns die Betreuerin mehrere heilige Thorarollen gezeigt, welche sich hinter einer Wand befanden. Eine von ihnen wurde in Warendorf nach dem 2. Weltkrieg gefunden. Man darf sie nicht anfassen, da sie viel zu heilig sind, man muss Lesestäbe benutzen, um die Tora Rollen lesen zu können. Die Thorarollen sind mit Mänteln bekleidet und Glöckchen sind an ihnen angebracht, damit es lebhafter aussieht. Die Thorarollen werden gespannt mit Holzgriffen und jeder Buchstabe ist an den gleichen Ort. Die älteste Tora Rolle von dort ist ca. 500 Jahre alt. Als wir damit fertig waren, sind wir eine Etage höher gegangen, auch dort durften wir uns den Betsaal von oben angucken.
Danach hat uns Frau Stockmeier noch ein Modell des Tempels von Jerusalem gezeigt, wie er vor 2000 Jahren aussah, welches an der Wand hing, das Modell ist 210 Kilogramm schwer. Neben dem Modell befand sich eine Vitrine, wo sich mehrere Ausstellungsstücke befanden. Als letztes sind wir in den Versammlungsraum gelaufen, wo mehrere jüdische Feste stattfinden, unter anderem das Chanukka Fest oder das Lichter Fest. Damit endete unser Ausflug zur Synagoge und wir bedankten uns für die tolle Führung durch die Synagoge.
Die Führung war sehr interessant und hat uns einen intensiven Eindruck verschafft zur jüdischen Religion